Unternehmensnachfolge im Mittelstand
Irgendwann setzt sich auch der engagierteste Unternehmer zur Ruhe. Doch die Suche nach einem Nachfolger kann sich als schwierig erweisen – organisatorisch und emotional. Falls sich keine interne Lösung findet, muss das Unternehmen einen Verkauf abwägen. Potenzielle Käufer dagegen stehen vor der Frage der Finanzierung. Kann Crowdinvesting da helfen?
Wie sieht der klassische Unternehmer aus? „Grauhaarig, erfahren, konservativ“ sagen die einen, „jung, dynamisch, innovativ“ sagen die anderen. Tatsächlich haben deutsche Mittelständler ein Durchschnittsalter von 53 Jahren, laut einer Befragung der Creditreform und KfW. Für jeden Inhaber stellt sich früher oder später dieselbe Frage: Ob, wann und wie soll sein Unternehmen durch jemand anderen fortgeführt werden?
Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn prognostiziert für 2014 bis 2018, dass die Nachfolgefrage etwa 135.000 Familienunternehmen beschäftigen wird. Knapp 40 Prozent der Inhaber stehen selbst in der Nachfolge und haben das Unternehmen von einem Vorgänger übernommen. Ebenso viele planen eine Übergabe in drei bis zehn Jahren, weitere zehn Prozent sogar in weniger als drei Jahren.
Die Chemie muss stimmen
Allein der Gedanke an einen bevorstehenden Wechsel, ruft bei manchem Unternehmer starke Gefühle hervor: Oft hat der Inhaber das Unternehmen aufgebaut oder zumindest einen wesentlichen Teil seiner Lebenszeit und seines Herzbluts investiert, es durch gute und schlechte Zeiten hindurch geleitet. Die menschliche und emotionale Verbindung zwischen Übergeber und Übernehmer ist deshalb unabdingbar, wenn die Nachfolge gelingen soll. So wünschen sich 50 Prozent der Unternehmer eine Fortführung in der Familie, 45 Prozent können sich den Verkauf an Externe vorstellen. Die Weitergabe will jedenfalls frühzeitig geplant sein: Meist scheidet der Inhaber altersbedingt aus, doch in einem von zehn Fällen ist die Nachfolge durch Tod, Unfall oder Krankheit bedingt. Wenn wichtige Vorkehrungen wie Vollmachten und Vertretungsplan nicht geregelt sind, ist das auch häufig der Grund für die Schließung eines KMU.
Eigenkapital gilt als Grundvoraussetzung für Übernahme-Vorhaben
Wer Finanzierungsmöglichkeiten sucht, blickt in der Regel zunächst auf die Eigenmittel. Das können das eigene Sparschwein, das persönliche Bankkonto oder die Hypothek aufs Haus sein. Das eingebrachte Eigenkapital verbessert den Zugang zu anderen Finanzierungsoptionen.
Experten bewerten den Eigenkapitalbedarf u.a. nach der Höhe des Kaufpreises: Bei kleineren Übernahmen gelten manchmal schon 10-15 Prozent Eigenkapital als ausreichend, bei ca. 250.000 Euro sollte man von mindestens 20 Prozent ausgehen. Sobald es sich um Millionenbeträge handelt, verlangen Banken 25 bis 30 Prozent Eigenkapital oder banktypische Sicherheiten.
Crowdinvesting hat viele positive Aspekte
Auch die Darlehen Dritter können Eigenkapitalcharakter haben. Das alternative Finanzierungsmodell des Crowdinvesting wurde über Start-up Investments bekannt und erfreut sich nun auch zunehmender Beliebtheit bei Mittelstandsprojekten, da es wesentliche Vorteile gegenüber anderen Finanzierungsformen aufweist. Im Vergleich zur Bank gibt es wie nachfolgend dargestellt mehr als nur Kapital, während Business-Angels wesentlich höhere Renditevorstellungen haben. Dies trifft ebenso auf andere Mezzanine-Finanzierungen zu.
Gemäß einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) zu Unternehmensgründungen und Crowdinvesting hat die Schwarmfinanzierung den Vorteil, den Kapitalzufluss in einer hohen Geschwindigkeit zu sichern. Außerdem sorgt eine Crowdinvesting-Kampagne für Aufmerksamkeit bei Kunden und einen leichteren Zugang zu Netzwerken. 85 Prozent der 163 befragten Unternehmen gaben an, sie würden sich wieder für dieses Finanzierungsmodell entscheiden.
Crowdinvesting führt zu mehr als nur Geld
Bestehende Unternehmen fallen bei Crowdinvestoren besonders positiv auf, da sich ihr Geschäftsmodell bereits lange bewährt hat. Etablierte Unternehmen kennen ihre Stärken und Schwächen sowie die Gegebenheiten ihres Markts.
Egal ob der Nachfolger aus der Familie, aus dem Unternehmen oder von extern kommt: Über die Crowd kann er mehr als eine Finanzierung bekommen. Die Investoren wirken für ihre Firmen auch als Ideengeber, Wissenspool, Multiplikatoren, Produkttester und idealerweise sogar als Fan-Community. Darüber hinaus wird durch die Kampagne des Crowdinvesting die Bekanntheit des Unternehmens enorm gestärkt, wodurch Neukundenumsätze entstehen, weitere Bezugs- und Vertriebskanäle erschlossen und sogar potenzielle Mitarbeiter sowie neue Netzwerkpartner auf das Unternehmen aufmerksam gemacht werden können.
Crowdinvesting führt zu einem besseren Rating
Durch die Nachrangfinanzierung erhält der Nachfolger eigenkapitalähnliche Mittel, die eine Bank als positiven Effekt in ihr Rating einbezieht. Hierdurch werden der Kreditrahmen und die Zinskonditionen verbessert. Der Nachfolger erhält damit ein wichtiges Stück unternehmerische Freiheit und Unabhängigkeit von der Hausbank. Er kann besser auf Augenhöhe verhandeln.
So können letztlich auch Kunden und Mitarbeiter des Unternehmens vom frischen Wind der Nachfolge profitieren.
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