Startup Investment über Crowdfunding
Immer mehr junge, noch nicht etablierte Unternehmen, auch Startups genannt, nutzen Crowdfunding, um ihr Geschäftsmodell zu finanzieren. Laut dem Online-Magazin Gründerszene bezeichnet ein Startup „eine kürzlich gegründete Firma, die sich in der ersten Phase des Lebenszyklus eines Unternehmens befindet“. Startups zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass die jungen Gründer eine neuartige Geschäftsidee haben – jedoch wenig Eigenkapital, um diese umzusetzen. Eine weitere Eigenschaft: Die hohe Innovationsfähigkeit, durch die die Firma ein großes Potential hat, zu wachsen.
Was vereint junge Firmen und so manchen selbstständigen Unternehmer mit guten Ideen? Wo die Mechanismen des Marktes eigentlich unterstützend greifen sollten, versagen sie bei ihnen oft – insbesondere bei sozialen, kulturellen, sehr visionären oder sehr forschungsintensiven Projekten. Wer auf eine staatliche Förderung hofft, sieht sich mit hohem bürokratischem Aufwand konfrontiert, der Zeit und Energie der Projektinitiatoren für ihre eigentliche Aufgabe raubt.
Bankkredite kommen für Startups eher weniger in Frage. Da ein innovatives Projekt häufig mit einem hohen Risiko verbunden ist, müssten die jungen Entrepreneure viel Eigenkapital mitbringen, das sie bei der Bank hinterlegen müssen – was sie häufig nicht haben. Beim Crowdfunding fällt genau das weg. Und nicht nur das: Die Gründer ersparen sich auch lange, zeitraubende Prüfungen durch die Banken, dadurch können sie schneller mit der Umsetzung ihrer Projekte beginnen. Die alternative Finanzierung kann sowohl bei kleineren als auch größeren Projekten sinnvoll sein.
Vorteile für Investoren
Bei einem Invest in Startups gehen Crowdinvestoren meist ein hohes Risiko ein, da viele der jungen Unternehmen scheitern. Der häufigste Grund hierbei sei laut dem US-Analyse-Dienst CB Insight die fehlende Nachfrage nach ihren Produkten (42 Prozent). Erst an zweiter Stelle folgt mit deutlich kleinerem prozentualem Anteil, dass den Start-ups die finanziellen Mittel ausgingen (29 Prozent). Gelingt jedoch ein Projekt, können sich die Investoren auch hohe Rendite erhoffen, da sie direkt am finanziellen Erfolg der jungen Unternehmen teilhaben. Anlaufstelle für die meisten und größten Crowdfunding-Projekte ist die Website kickstarter.com.
Die US-amerikanische Internetplattform zur Projektfinanzierung über Crowdfunding wurde 2009 ins Leben gerufen und gilt als Vorreiter und erfolgreichster Anbieter dieses Finanzierungstyps. Eines ihrer bekannten Crowdfunding Projekte ist beispielsweise die Smartwatch Pebble Time, die bis dato alle Rekorde brach Bereits in den ersten 15 Minuten konnte das Investitionsziel (50.000 US-Dollar) erreicht werden. Insgesamt sammelten die Gründer des kalifornischen Startups Pebble über die Plattform kickstarter.com über 20 Millionen Dollar ein. Pebble nutzte die Crowdfunding-Aktion aber auch für seine geschickte Marketingstrategie: Im Gegenzug bekamen die Unterstützer die 260 Euro teure Smartwatch als Geschenk.
Aber auch in Deutschland gibt es erfolgreiche Crowdfunding-Plattformen für Startups. Seedmatch ist 2011 als erster deutscher Crowdfunding-Marktplatz gestartet und gilt als Pionier in der Branche.
Kleine Investmentbeträge und Risikostreuung
Die Tatsache, dass bei Mikrokrediten die Investoren viele kleine Beträge anlegen können, birgt viele Vorteile: So muss der Geldgeber nicht sein ganzes Kapital in ein Projekt einzahlen. Das senkt das Risiko eines Komplettverlustes. Der Investor kann sich außerdem gezielt über das Projekt informieren und investiert nicht blind, wie beispielsweise bei Fonds. So kann er soziale Projekte fördern, weil ihm beispielsweise die Idee gefällt oder er sucht sich ein vielversprechendes Projekt aus, von dem er sich viel Profit erwartet.
Das angelegte Geld arbeitet vom ersten Tag an. Selbst dann, wenn die veranschlagte Gesamtsumme für das Projekt nicht zusammenkommt und die Investitionen an ihre Anleger zurückgezahlt werden, ist das Geld für den Zeitraum der Anlage verzinst.
Auch für das kapitalsuchende Unternehmen ergeben sich Vorteile gegenüber einem Bankkredit. Dadurch, dass der Investor Teil des Projekts und dessen Erfolg wird, agiert er als Multiplikator: Er motiviert seine Partner, Freunde und Bekannte, sich ebenfalls am Crowdinvesting zu beteiligen. Durch dieses Prinzip werden Firma und Projekt bekannt und die Erfolgsaussichten vergrößern sich mit jedem neuen Kontakt. Das spart Werbekosten, erhöht die Aufmerksamkeit und schafft persönliche Verbindlichkeit.
Nachteile für Crowdinvestoren
Jeder, der in ein Start-up-Unternehmen Geld investiert, sollte wissen, dass – neben dem Risiko des Totalverlusts der Geldanlage – die Investment-Beteiligungen des Schwarms nachrangig nach den Forderungen anderer Gläubiger bedient werden. Kommt es also zu dem nicht unwahrscheinlichen Fall der Insolvenz des jungen Unternehmens, gehen die Crowdinvestoren leer aus, sofern das Start-up über keine Vermögensgegenstände mehr verfügt. Dabei haben die Geldanleger nicht mal ein Mitspracherecht bei den unternehmerischen Entscheidungen der Start-up-Gründer.
Weiterhin nachteilig für die Anleger ist die Tatsache, dass Crowdinvestments in Start-ups meist über stille Beteiligungen oder Nachrangdarlehen geregelt werden – sie können auf das Geld über die Vertragslaufzeit (meist 5-8 Jahre) nicht zugreifen. Bei einer stillen Beteiligung tritt der Gesellschafter bzw. Investor nach außen nicht in Erscheinung. Er leistet lediglich seine geldliche Einlage in das Vermögen des Unternehmens und bekommt als Gegenleistung eine erfolgsbasierte Gewinnbeteiligung.
➤ Zum Artikel: Hohe Renditen dank geschickter Geldanlagen
Das richtige Projekt finden
Möchte ein Investor sein Kapital sinnvoll und gewinnbringend anlegen, muss er sich auf die Suche nach einem jungen Unternehmen begeben, welches er durch seine Anlage unterstützt. Eine Übersicht aller Crowdfunding-Plattformen bietet das Internet-Portal crowdfunding.de. Über eine spezielle Suchmaske lassen sich die gewünschten digitalen Marktplätze finden. Der Suchende kann hier direkt nach speziellen Start-ups suchen und seinen gewünschten Themen-Fokus setzen.
Die Vielfalt der Projekte und Ideen hat dazu geführt, dass sich weltweit hunderte Crowdfunding-Websites gebildet haben. Je nach Plattform finden Interessierte Start-ups in Kategorien von Comics, Design, Film/Video, Ernährung, Fotografie, Spiele, Literatur, Mode, Musik bis hin zu soziale Projekten und innovativen Technologien.
Facetten des Crowdfunding: Spenden, leihen oder investieren?
Dabei hat man die Möglichkeit zwischen vier Modellen auszuwählen. Dem klassischen Crowdfunding, Crowdinvesting, Crowdlending und dem spendenbasierten Crowdfunding. Das älteste Modell ist das spendenbasierten Crowdfunding (Donation-based Crowdfunding). Hierbei spenden die Förderer während eines bestimmten Zeitraums Geld. Diese Art von Crowdfunding eignet sich vor allem für soziale Projekte, da die Investoren keinerlei Gegenleistung bekommen. Wenn es sich um eine gemeinnützige Organisation handelt, können Investoren eine Spendenquittung erhalten. Auch beim gegenleistungsbasierten Crowdfundings bekommen die Investoren keinen Geldwert zurück, aber sie erhalten ein Art Dankeschön, wie etwa die Smartwatch Pebble Time im oberen Beispiel. Oft werden die beiden Modelle auch unter dem Begriff Crowdsponsoring gebündelt.
Beim Crowdinvesting (Equity-based Crowdfunding) beteiligen sich die Investoren am Unternehmen und erhalten dadurch eine Gewinnbeteiligung. . Crowdlending (Lending-based Crowdfunding) ist ein kreditbasiertes Modell, die Investoren verleihen ihr Kapital und bekommen es – je nach Vereinbarung mit oder ohne Zinsen – zurück.
Natürlich können Projekte in der Praxis nicht immer einem konkreten Modell zugeordnet werden, manchmal sind sie auch eine Mischung aus den verschiedenen Crowdfunding-Arten. Wichtig ist es, dass man sich die Bedingungen des jeweiligen Projektes genau anschaut und sich vorher überlegt, welchen Nutzen man sich davon erhoffen.
Transparenz durch Investitionsklassen
Crowdinvesting ist ein unmittelbarer Weg der Unternehmensfinanzierung. Während ein Anleger bei Fonds und Aktienpaketen im Einzelnen kaum nachvollziehen kann, in was er da eigentlich investiert und wie hoch das Risiko tatsächlich ist, findet er auf den spezialisierten Online-Plattformen einfachere Formen der Kapitalanlage. Für zusätzliche Transparenz bei der Unternehmens- und Projektauswahl sorgt zum Beispiel die Einordnung des Investments in Investitionsklassen. Sie ermöglicht die genauere Einschätzung des Ausfallrisikos.
Investitionsklassen geben Auskunft über die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Projektes und damit verbunden über die Zinsspanne. Unter einem Ausfall wird die Möglichkeit verstanden, dass es während einer Rückzahlung eines Investitionsprojektes zu Zahlungsausfällen kommt und die Investitionssumme nicht bzw. nur unvollständig zurückgezahlt werden kann. Momentan gibt es keine einheitliche Regulierung zu den Investitionsklassen, daher sollte man bei jeder Plattform prüfen, welche Ausfallwahrscheinlichkeit hinter den einzelnen Klassen steht.
Schufa gibt Auskunft zu Unternehmen
Crowdinvesting-Plattformen erhöhen ihre Seriosität darüber hinaus, indem sie unabhängige Ratings und Informationen von Schufa („Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“) und Creditreform einbeziehen. Die Schufa beispielweise verfügt nach eigenen Angaben über Daten zu 5,2 Millionen Unternehmen. Hinzu kommen noch 66,4 Millionen natürliche Personen. Jeden Tag gibt die Auskunft durchschnittlich 350.000 Infos raus, in Folge deren es dann in der Regel zu Geschäftsabschlüssen kommt. Damit bieten Crowdinvesting-Plattformen auch einen wichtigen Rahmen, was das Vertrauen in die Bonität der von ihnen vorgestellten Unternehmen und Projekte betrifft.
Doch was passiert, wenn der Mindestfinanzierungsbetrag für ein Projekt einmal nicht zusammen kommt? Ist dann das gesamte monetäre Investment der Geldgeber verloren? Nein. Denn wird diese sogenannte Funding-Schwelle nicht erreicht, bekommen die Mikroinvestoren ihr Geld wieder – bei den meisten Plattformen unverzinst.
Tipps für Crowdinvestoren
Bevor man in ein Startup investiert, sollte man sich auf jeden Fall mit dem Businessplan und dem Geschäftsmodell auseinandersetzen. Viele Geldgeber begehen den Fehler, in solche Unternehmen ihr Geld anzulegen, wo die Schwarmfinanzierung schon recht hoch ist. Dabei sollte man nicht blind der Crowd folgen, denn auch sie kann falsche Entscheidungen treffen.
Wichtig ist auch, dass man die Vertragsbedingungen versteht, zu denen man investiert. Durch einen Risiko-Chancen Abgleich sollte man für sich eine Entscheidung treffen können, ob die Investmentbedingungen als fair empfunden werden. Außerdem sollte man immer von einem Worst-Case-Szenario ausgehen: Was passiert bei einem Totalverlust? Hat man in mehrere Projekte weniger Kapital eingezahlt, lässt sich eine Insolvenz besser verkraften.
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren: