Kapitalanlage Investmentfonds: Was leisten sie wirklich?
Verwaltet eine Kapitalanlagegesellschaft Sondervermögen seiner Kunden, indem es dies in Wertgegenstände wie Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe anlegt, spricht man von Investmentfonds. Sie zielen darauf ab, eine langfristige und relativ sichere Rendite zu erwirtschaften – meist für Privatanleger.
Was können Investmentfonds leisten? Wie können Kapitalgeber mit Fonds am meisten Rendite erhalten? Und was zeichnet eine gute Investmentgesellschaft aus? Viele private Sparer erwägen Fonds als sinnvolle und sichere Finanzanlage, wenn sie ihr Geld nicht auf einem kaum verzinsten Sparkonto versauern lassen wollen. Für viele ist diese Anlageform mit dem geringsten Aufwand und Risiko verbunden, außerdem reichen schon kleine Beträge aus, um an internationalen Kapitalmärkten zu investieren.
Der Vorteil von Investmentfonds: Dadurch, dass sich eine Gesellschaft um das Kapital kümmert, kann es in mehrere Hundert verschiedene Anleihen oder Aktien von mehr als 1.000 unterschiedlichen Unternehmen investiert werden – ein Portfolio, was nur die wenigsten privaten Investoren selbständig aufbauen könnten. Die Verteilung des Geldes auf viele verschiedene Wertpapiere senkt die Verlustgefahr. Wer etwa Aktien von nur zwei Unternehmen kauft, verliert einen großen Teil seines Vermögens, wenn eines der Unternehmen pleitegeht. Bei einem Fonds mit einer hohen Zahl von Unternehmen fiele eine solche Insolvenz dagegen kaum ins Gewicht. Nicht nur deshalb ist das Konzept in Deutschland und weltweit sehr erfolgreich.
Was sind Investmentfonds?
Investmentgesellschaften, auch Fondsgesellschaften oder Kapitalanlagegesellschaften genannt, sind Unternehmen, die liquide Mittel von Anlegern sammeln, um diese in Anlageklassen zu investieren. Hierbei handelt es sich meistens um Wertpapiere oder auch Immobilien. Dabei werden den Gläubigern Anteilsscheine für das eingelegte Kapital ausgegeben – es bleibt somit Eigentum der Geldgeber. Grundsätzlich handelt es sich bei dem eingezahlten Kapital um ein „Sondervermögen“. Das bedeutet, dass die Anlage des Gläubigers vom Vermögen der Kapitalgesellschaft getrennt wird, um ihn vor einer möglichen Insolvenz der Investmentgesellschaft zu schützen.
Erwirtschaftet ein Investmentfonds nun Erträge aus Kursgewinnen, Dividenden oder beispielsweise Zinsen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder werden diese an die Anteilseigener ausgeschüttet oder im Falle thesaurierender Fonds reinvestiert. Dadurch steigt der Wert der Fondsanteile. Daneben gibt es noch die andere Option der Wiedereinlage: In dem Fall werden die Erträge aus eigentlich ausschüttenden Fonds wieder in denselben angelegt. Natürlich sind die Anleger aber auch nicht grundsätzlich vor Kursverlusten geschützt, denn: Fonds enthalten in der Regel Wertpapiere, deren Kurse schwanken – ein Risiko, welches alleine der Anleger trägt.
Offene und geschlossene, aktive und passive Fonds
Unterschieden wird zwischen offenen und geschlossenen Fonds. Offene Fonds charakterisiert, dass Anteile zu jeder Zeit erworben und vor allem aber auch an den Emittenten zurückgegeben werden können. Geschlossene Fonds sind unternehmerische Beteiligungen – meist mit einer begrenzten Laufzeit. Eine Anteilsrückgabe ist nicht möglich. Das liegt vor allem daran, dass das Geld in Sachanlagen wie Immobilien, Schiffe, Flugzeuge, Windparks und Wälder investiert werden, die nicht über Nacht verkauft werden können. Wegen der hohen Risiken und der hohen Mindesteinlage (meist 10.000 Euro) sind geschlossene Fonds für Kleinanleger kaum geeignet – es ist sogar ein Totalverlust möglich.
Wird ein Manager extra dazu berufen, die Geldanlage in Wertpapiere anzulegen, spricht man von aktiven Fonds. Bei diesen wird eine Strategie mit dem Ziel festgelegt, überdurchschnittlich hohe Renditen zu erzielen. Auf durchschnittliche Renditen setzen hingegen passive Fonds: Sie kopieren Indizes, wie z.B. der Aktienindex Dax in Deutschland, der die Aktienentwicklungen hierzulande repräsentiert. Dazu bedarf es keinen Manager, der exklusive Entscheidungen treffen muss. Diese sogenannten Indexfonds sind etwas preisgünstiger und weitgehend transparent, als die aktiven Fonds, die höhere Verwaltungskosten aufweisen. Ein weiterer Unterschied liegt im Preis: Die Verwaltungskosten für Aktien-Indexfonds beginnen bei 0,2 Prozent Verwaltungskosten pro Jahr. Gemanagte Aktienfonds verlangen für die Verwaltung etwa 1,5 Prozent pro Jahr.
Geschichte der Fonds
Anfang der 1950er-Jahre gründeten vier Banken die erste deutsche Fondsgesellschaft und brachten kurze Zeit später den ersten Aktienfonds für private Geldanleger auf den Markt. Der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte war gelegt: Eine Million D-Mark Anlagekapital verteilte sich zu Beginn noch auf zwei Fonds. 1959 konnten die deutschen Anleger dann schon zwischen 15 Fonds wählen, deren Anlagekapital sich auf knapp 1,2 Milliarden Mark summierte. Heute sind hierzulande 7.600 Fonds im Angebot, die zusammen fast 790 Milliarden Euro verwalten. Das entspricht mehr als 20 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung in Deutschland.
Oberstes Ziel: Gute Performance
Fondsmanager erfüllen verschiedene Aufgaben: Zum einen erwarten Anleger in der Regel einen hohen Ertrag auf ihr angelegtes Geld – zeitgleich müssen die Manager aber auch das Risiko im Auge behalten und Verlust vermeiden. Außerdem regeln neben gesetzlichen Vorgaben auch eigene Richtlinien des Fonds Strategien und Ziele. Diese Auflagen werden fondsspezifisch festgelegt und dienen der Orientierung.
Wer Geld in einen Fond einzahlt erhält entsprechend der Höhe seiner Einlage Anteile, so genannte Investmentzertifikate. Somit wird der Anleger anteilig zum Miteigentümer, wobei die Anzahl der Zertifikate den Teil am Fondsvermögen widerspiegelt. Teilt man die Summe aller Vermögenswerte durch die Zahl der im Umlauf befindlichen Anteile erhält man den Wert eines einzelnen Investmentanteils.
Fonds-Kategorien
Sparer, die über Investmentfonds Gewinne erwirtschaften möchten, sehen sich einer kaum überschaubaren Angebotsauswahl gegenüber – so unterschiedlich sind die verschiedenen Formen und Gebührenstrukturen. Hinzu kommt, dass positive Werteentwicklungen in der Vergangenheit noch lange kein Indiz für zukünftige Entwicklungen sind. Jeder Fonds konzentriert sich auf ein spezielles Wertpapier-Segment. Die wichtigsten Segmente sind Geldmarktfonds, Aktienfonds, Rentenfonds, Mischfonds, Dachfonds und offene Immobilienfonds.
Aktienfonds
Wie der Name schon sagt, wird bei dieser Anlagestrategie das Finanzierungskapital ausschließlich in Aktien angelegt. Geldgeber haben die Möglichkeit beispielsweise nur in heimische Unternehmen zu investieren oder das Fondskapital weltweit zu verteilen. Darüber hinaus haben viele Fonds ihr Portfolio auf bestimmte Unternehmen oder Branchen spezialisiert. Start-ups können beispielsweise besonders stark wachsen, andere Unternehmen dafür relativ schnell eine überdurchschnittliche hohe Dividende ausweisen. Eine andere Form von Aktien sind Standardwerte. In diesem Fall beinhalten Fonds ausschließlich Aktien sehr großer Unternehmen und Konzerne. Ob als Indexfonds oder gemanagter Fond, im Grunde kann jede Strategie und jedes Ziel in beiden Formen umgesetzt werden. Wer sein Kapital langfristig anlegen kann und möchte, für den eignen sich Aktienfonds. Kursschwankungen gleichen sich auf Dauer aus, der Anleger muss jedoch 10 bis 15 Jahre auf sein Geld verzichten. Zum Vergleich: Geldmarktfonds, die ausschließlich in liquide Wertpapiere investiert werden, haben eine Laufzeit von unter 12 Monaten.
Rentenfonds
Diese Fonds galten lange Zeit als Grundbaustein gemischter Portfolios. Die Mischung aus Staats- und Unternehmensanleihen, darunter beispielsweise die als sicher geltenden Bundesanleihen, aber auch Anleihen stark verschuldeter Unternehmen oder Staaten verringern Wertschwankungen und bieten langfristige Sicherheit. Das Angebot ist groß und deckt zahlreiche Länder und Branchen ab, aber aktuell ist die Anlage in Rentenfonds aufgrund der niedrigen Zinsen eher unattraktiv. Sobald sich die Geldmärkte wieder stabilisieren, steigen auch die möglichen Renditen.
Mischfonds
Mischfonds erfreuten sich in der Vergangenheit großer Beliebtheit. Die Investition in Aktien und Anleihen über diese Anlageform lag 2016 bei rund 220 Milliarden Euro. Die Strategie liegt in der Flexibilität und der Vielfalt. Fondsmanager können in Extremfällen rasch reagieren und das angelegte Kapital komplett in Aktien oder Anleihen investieren. Anleger müssen sich darauf einstellen, dass sie nie genau wissen, welche Risiken die Anlage birgt – die Planung flexibler Mischfonds liegt in der Hand der Manager. Neben flexiblen Mischfonds, existieren abhängig von der Verteilung von Anleihen und Aktien noch defensive, ausgewogene und offensive Mischfonds.
Dachfonds
So werden Fonds bezeichnet, die keine einzelnen Aktien oder Anleihen erwerben, sondern in bereits existierende Fond-Typen, wie Aktien- oder Rentenfonds investieren. Die Strategie der Manager von Dachfonds besteht darin, über eine hohe Streuung und Mischung überdurchschnittliche Rendite bei minimalen Wertschwankungen zu erwirtschaften. Einen Nachteil bilden jedoch die hohen Kosten vieler Dachfonds. Oftmals zahlen Anleger doppelte so hohe Verwaltungsgebühren, die wiederum die Rendite des Anlegers schmälern.
Offene Immobilienfonds
Privat- und Kleinanleger die in Immobilien investieren, aber keine eigenen Objekte finanzieren können, haben über offene Immobilienfonds eine Möglichkeit an dieser Anlageform zu partizipieren. Diese Fonds investieren und verwalten Wohn- und Gewerbeimmobilien. Über Mieteinnahmen oder Gewinne aus Wiederkäufen erwirtschaftet diese Fondsart Renditen. Hinzu kommt, dass diese Fonds Barbestände halten müssen, um gegebenenfalls Anleger auszuzahlen, die wiederum verzinst werden. Trotz des temporär anhaltenden Booms im Immobilienmarkt, fallen über einen längeren Zeitraum die Renditen eher gering aus: In der Regel unter der 3-Prozent-Marke.
➤ Zum Artikel: Immobilien Investment
Abgrenzung Investmentfonds und Crowdfunding
Die Stärke von Investmentfonds liegt in der Vielzahl der Anleger, die Teile ihres Vermögens in den gemeinsamen „Topf“ werfen. So gebündelt, können Fondsmanager das zur Verfügung gestellte Kapital strategisch in diverse Investments streuen. Die Fondsgesellschaft verwaltet das Geld, Anleger profitieren von Renditen.
An dieser Stelle lassen sich die Fonds mit dem Crowdinvesting vergleichen, das heute immer mehr Privatinvestoren nutzen. Um sein Geld gewinnbringend anzulegen, eignen sich vor allem die beiden Modelle Crowdlending und Crowdinvesting. Im Crowdinvesting (Equity-based Crowdfunding) erhält der Anleger eine Beteiligung an zukünftigen Gewinnen des finanzierten Projekts oder, wenn das Investment mit Wertpapieranlagen verbunden ist, Anteile oder Schuldinstrumente. Somit spekuliert der Investor auf eine finanzielle Rendite. Crowdlending (Kreditbasiertes / Lending-based Crowdfunding) hingegen verspricht seinen Unterstützern, dass ihnen der Betrag mit oder ohne Zinsen zurückgezahlt wird.
Kleinanlegerschutzgesetz – ein anerkannter Rahmen
Damit diese Form der Kapitalanlage den Investoren die größtmögliche Sicherheit bietet, sind zwei Komponenten wichtig: ein seriöser Vermittler zwischen Anleger und Unternehmen sowie ein anerkannter Rahmen. Dafür sorgt seit Juli dieses Jahres das Kleinanlegerschutzgesetz. Es ist angelehnt an bestehende Regulierungen aus dem Finanzsektor und erweitert das Vermögensanlagengesetz (VermAnlG). Grundsätzlich sollen Anleger so gut es geht vor Fehlinvestitionen und damit verbundenen Verlust des Geldes bewahrt werden.
Dafür begrenzt der Gesetzgeber zum Beispiel die Anlagesumme für ein Crowdinvesting auf 10.000 Euro und schreibt eine Pflicht zur Veröffentlichung eines Vermögensanlagen-Informationsblattes (VIB) vor. Darin und auch in der Werbung muss im Wortlaut dieser Warnhinweis stehen: „Der Erwerb einer Vermögensanlage ist mit nicht unerheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen.“ Zudem räumt das Gesetz den Anlegern eine Bedenkzeit ein, indem es die Widerrufsfrist auf 14 Tage festsetzt.
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