Chancen und Risiken von Geldanlagen im Vergleich

2015 berichtete die Welt, dass viele mittelständische Unternehmen ihr überschüssiges Geld lieber auf Tages- oder Festgeldkonten parken, anstatt es mutig zu investieren. Aus unternehmerischer Sicht ist dies auch nachvollziehbar: Ändern sich die wirtschaftlichen und politischen Situationen, können die Anleger schnell reagieren und sich anpassen. Mit den Zinsen sieht es in dieser Anlageform jedoch äußerst mau aus: Tägliche und selbst zwölfmonatige Festgelder verzinsen die Banken durchschnittlich mit weniger als 0,5 Prozent.

Aber werden dadurch gleich sämtliche Anlagen in Festgeld uninteressant? Und welche anderen Möglichkeiten gibt es, wenn man sein Geld sicher und mit guten Zinsen anlegen möchte? Ein Vergleich kann hierbei sehr hilfreich sein, um Vor- und Nachteile einer Geldanlage umfangreich abwägen zu können und einen geeigneten Mix aus verschiedenen Anlageformen auszuwählen.

Geld mit Hilfe von Versicherungen anlegen

Banken und Versicherungen sind im Finanzsektor die größten Anbieter von Geldanlagen. Sie verdienen damit den Hauptanteil ihres Profits und sind im Finanzsektor am besten beaufsichtigt sowie am meisten reguliert. Banksparprodukte sind in erster Linie dafür gedacht, das überschüssige Kapital zinsbringend für eine bestimmte Frist anzulegen (siehe unten). Im Gegensatz dazu tragen Versicherungsprodukte einen Vorsorge- und Absicherungscharakter. Mit einer Lebensversicherung kann man gleichzeitig Kapital ansparen und das Todesfallrisiko für die Familie des Versicherungsnehmers absichern. Beispiele hierbei sind die Risikolebensversicherung und die Kapitallebensversicherung. Klassisch oder fondsgebunden, als Einmalauszahlung oder lebenslange Rente wird sie jedoch auch nicht ohne Risiken abgeschlossen.

Die Erträge von Lebensversicherungen setzen sich aus einem gesetzlich garantierten Zins, einer Beteiligung an den Überschüssen und ausgewählten Versicherungsreserven zusammen. Allerdings hat auch ihnen die Niedrigzinsphase zugesetzt. Problematisch sind die langen Laufzeiten solcher Verträge. Wer vorzeitig kündigt, muss mit hohen Verlusten rechnen, da man mit Kosten und Provisionen beim Abschließen der Versicherung in finanzielle Vorleistung gehen muss.

Laut Bund der Versicherten birgt gerade die Kapitallebensversicherung eine Reihe gravierender Nachteile. So sei die Absicherung für den Todesfall meist sehr niedrig. Auch die Rendite sei in der Regel schlecht und kaum nachvollziehbar, da sich der Beitrag in drei Bestandteile aufteilt: in den Risikoanteil zur Deckung des Todesfallrisikos, den Kostenanteil für Verwaltung und Provisionen sowie den Sparanteil. Davon ziehen die Versicherungsunternehmen Provisionen ab und es können noch weitere Kosten bspw. für den Risikoschutz anfallen.

Festgeld mit festem Zinssatz und Laufzeit

Im Unterschied zum flexiblen Girokonto, das für den regelmäßigen Zahlungsverkehr angelegt wird, ist die Geldanlage in Festgeld für einen in Vorfeld vereinbarten Zeitraum nicht frei verfügbar sondern, wie der Name bereits sagt, fest angelegt. Wie hoch dabei das Zinsniveau ist, legt neben dem nationalen und internationalen Geldmarkt besonders der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) fest. Er ist das zentrale Element zur Steuerung der Geldpolitik, in dessen Rahmen die EZB mit den ihr angeschlossenen Kreditinstituten Geschäfte abschließt.

Wie hoch die Festgeldzinsen bei den einzelnen Anlagen ausfallen, bestimmen zwei Faktoren: welche Summe man anlegen will und über welche Laufzeit hinweg. Der Betrag, der für die Eröffnung eines Festgeld- oder Tagesgeldkontos notwendig ist, schwankt von Bank zu Bank. Besonders bei Festgeldkonten sollten Anleger mit höheren Summen rechnen. Als Minimalbetrag verlangen wenige Banken Einlagen von 2.500 Euro – im Schnitt liegt dieser Betrag jedoch höher. Deshalb sollte man die Bank auch sorgfältig auswählen. Greift man auf die vertraute Hausbank zurück, die ggfls. bei bereits bestehenden Kunden gute Festgeldzinsen gewährt? Oder wendet man sich an Direktbanken, die nur telefonisch oder per Internet erreichbar sind und aufgrund dieser Einsparungen gute Konditionen bieten können?

Welche Laufzeit zu welcher Zinsphase?

Der Anlagezeitraum für das Geld ist abhängig von Ziel und Persönlichkeit des Anlegers. Wer Sicherheit sucht und sein Vermögen ohne Stress für zwölf Monate verzinst sehen möchte, wählt einen Zeitraum von einem Jahr. Anleger mit größerer Risikobereitschaft, bei denen aufgrund ihrer guten wirtschaftlichen Verhältnisse ein möglicher Geldverlust  keinen großen Schaden anrichtet, legen ihr Geld z.B. für fünf Jahre an. Der Vorteil dabei: die teilweise deutlichen Aufschläge beim Zinssatz. In der Regel lohnt sich Festgeld erst ab einer Laufzeit von drei oder fünf Jahren, denn dann wirkt auch der Zinseszinseffekt. Befindet man sich jedoch gerade in einer Niedrigzinsphase, ist es ratsam, nur geringe Laufzeiten bis zu drei Jahre zu wählen. Verbessert sich der Zinssatz, kann man so nämlich schnell die fällig werdenden Gelder neu anlegen.

Geld auf Festgeldkonten gilt allgemein als sichere Kapitalanlage. Was so auch nicht falsch ist, denn in der EU gilt die sogenannte gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 € pro Kunde und Bank. Demnach sind Anlagen bis zu dieser Höhe vor einem Ausfallrisiko geschützt. Wer nun mehr als 100.000 € anlegen möchte sollte die gesamte Summe in kleinere Beträge auf zu teilen und diese bei unterschiedlichen Banken einlagern.

Auch eine Bank kann in Zahlungsnot geraten

Doch Vorsicht: Zwar gelten Festgeldkonten als verhältnismäßig sichere Geldanlagen, doch auch Banken können in Zahlungsnot geraten und kurz vor der Pleite stehen. So wie der Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE). 2008 flüchtete sich die private Bank unter den neuen staatlichen Rettungsschirm für Banken und nahm die Rettungsfonds der Bundesregierung als eine der ersten deutschen Banken in Anspruch. Warum die HRE vor der Pleite stand? Aufgrund der damaligen internationalen Finanzkrise, dem Austrocknen der kurzfristigen Kreditmärkte und den Altlasten der ein Jahr zuvor von der HRE gekauften Depfa-Bank.

Die private Hypo Real Estate war die zweite deutsche Bank, die vom Staat gerettet werden musste. Es folgten die HSH Nordbank und die Commerzbank. Bund und Länder gewährten über 250 Milliarden Euro, um die heimischen Banken zu retten. Sowohl über Bürgschaften als auch über frisches Kapital.

Crowdinvesting: Geld anlegen bei Firmen von nebenan

Auch wenn viele Firmen und Privatleute eine verhältnismäßig sichere, ihnen bekannte Geldanlage in Form von Festgeld vorziehen, ist in Deutschland seit ein paar Jahren ein neuer Trend erkennbar: Immer mehr Privatinvestoren wollen Unternehmen des deutschen Mittelstandes unmittelbar unterstützen und ihr Vermögen mit ihnen gemeinsam wachsen lassen. Um sein Geld gewinnbringend anzulegen, eignen sich vor allem die beiden Modelle Crowdlending und Crowdinvesting. Im Crowdinvesting (Equity-based Crowdfunding) erhält der Anleger eine Beteiligung an zukünftigen Gewinnen des finanzierten Projekts oder, wenn das Investment mit Wertpapieranlagen verbunden ist, Anteile oder Schuldinstrumente. Somit spekuliert der Investor auf eine finanzielle Rendite. Crowdlending (Kreditbasiertes / Lending-based Crowdfunding) hingegen verspricht seinen Unterstützern, dass ihnen der Betrag mit oder ohne Zinsen zurückgezahlt wird.

Damit diese Form der Kapitalanlage den Investoren die größtmögliche Sicherheit bietet, sind zwei Komponenten wichtig: ein seriöser Vermittler zwischen Anleger und Unternehmen sowie ein anerkannter Rahmen. Dafür sorgt seit Juli dieses Jahres das Kleinanlegerschutzgesetz. Es ist angelehnt an bestehende Regulierungen aus dem Finanzsektor und erweitert das Vermögensanlagengesetz (VermAnlG). Grundsätzlich sollen Anleger so gut es geht vor Fehlinvestitionen und damit verbundenen Verlust des Geldes bewahrt werden.

Dafür begrenzt der Gesetzgeber zum Beispiel die Anlagesumme für ein Crowdinvesting auf 10.000 Euro  und schreibt eine Pflicht zur Veröffentlichung eines Vermögensanlagen-Informationsblattes (VIB) vor. Darin und auch in der Werbung muss im Wortlaut dieser Warnhinweis stehen: „Der Erwerb einer Vermögensanlage ist mit nicht unerheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen.“ Zudem räumt das Gesetz den Anlegern eine Bedenkzeit ein, indem es die Widerrufsfrist auf 14 Tage festsetzt.

Gold, Silber und Platin

Gold, Silber und Platin gelten als Sicherheit in Zeiten der Inflation, ob als Barren oder in Form von Münzen. Die Argumente dafür leuchten ein: Es ist eine knappe Ressource, endlos wiederverwertbar und hat sich seit Jahrtausenden als Zahlungsmittel bewährt. Gerade Gold galt als Schutz bei Finanz- und Wirtschaftskrisen. Edelmetalle sind jedoch eine riskante Geldanlageform den sie schütten weder Zinsen noch Dividenden aus. Nur wenn der Kurs steigt können reale Gewinne erzielt werden. Der Goldkurs dient dafür als aktuelles Beispiel. Der mehr als 10 Jahre andauernder, scheinbar unaufhaltsamer Anstieg brach 2013 ein und verlor ein Drittel seines Wertes. Auch andere Edelmetalle wie Silber, Platin  und Palladium gingen auf Talfahrt.

Betrachtet man aktuell den Goldpreis-Chart, fällt auf, dass der Wert des Edelmetalls zwischen Mai und Dezember 2015 entweder sank oder starken Schwankungen unterlag. Seit Januar 2016 ist laut aktuellem Chart (Stand Mai 2016) der Goldpreis wieder leicht im Aufwärtstrend. Daher empfiehlt es sich nur einen kleinen Anteil des Investitionskapitals in Edelmetalle zu investieren.

➤ Zum Artikel: Investment in Gold

Aktienhandel an der Börse

Als Aktionär ist man Mitinhaber des jeweiligen Unternehmens. Aktien eröffnen hohe Renditechancen, setzen aber voraus, dass man sich in der Sparte gut auskennt bzw. informiert hat: So ist es beispielsweise wichtig, die Anlageregeln zu kennen und sich mit den Unternehmenskennzahlen auseinander zu setzen. Langfristig sind dann Renditen in Höhe von fünf bis acht Prozent möglich. Man investiert in Sachwerte, die der Firma gehören.

Anleger entscheiden bei Aktieninvestitionen normalerweise selbst, welche Werte sie kaufen. Im Optimalfall erwirtschaften Investoren hohe Gewinne indem sie zu einem niedrigen Kurs bei einer Aktie einsteigen. Gewinne erzielen Anleger durch Dividenden, Kursgewinne und Bezugsrechtserlösen. Da Aktienkurse hohen Wertschwankungen unterliegen können sollten Aktionäre keine großen Beträge in nur eins oder wenige Einzelwerte investieren. Diversifikation der Anlage ist ein wichtiges Stichwort. Das Aufteilen der Investition ist eine wichtige Sicherheitsmaßnahme und verringert das Risiko eines Totalausfalls. Das Risiko ist nicht zu unterschätzen: Geht die Firma Pleite, in die er investiert hat ist sein angelegtes Geld überwiegend verloren.

Es ist an der Börse schwierig geworden, sein Geld sowohl gewinnbringend als auch sicher anzulegen. Doch laut Süddeutscher Zeitung  könne er sich derzeit lohnen, in Aktien zu investieren. Interessant seien besonders große, alte Firmen mit einem erprobten Geschäftsmodell, die sich nicht sonderlich im Aktienkurs bewegen und dadurch auch nicht für Überraschungen sorgen. Sie zahlen regelmäßig Dividenden an ihre Aktionäre aus und schenken ihnen dabei einen Teil des Gewinns. Dennoch raten Experten dazu, in Aktien nur eine Menge an Geld zu investieren, das man nicht dringend braucht.

➤ Zum Artikel: Börse – Chancen und Risiken

Immobilien als Kapitalanlage

Der Erwerb von Immobilien ist für Anleger, die nach sicheren Geldanlagen suchen, eine gute Gelegenheit, langfristig stabile Erträge zu erwirtschaften. Sie können ein Eigenheim oder eine Wohnung kaufen, um diese selbst zu nutzen und im Alter mietfrei zu wohnen. Genauso kann der Erwerb von Häusern, Grundstücken oder Eigentumswohnungen zur Vermietung oder Verpachtung als Renditeobjekt dienen. Gerade in gefragten Wohnbezirken ist es in der Regel unkompliziert, ein Wohnobjekt zu vermieten und es unter vertraglichem Vorbehalt der Kündigung wegen Eigenbedarf dann zu gegebener Zeit selbst zu nutzen.

Doch für manche Anleger können sich Immobilien als Reinfall in Sachen Geldanlage entpuppen: Wie die Weltberichtete, verdient von den rund sieben Millionen Deutschen, die eine Immobilie als Kapitalanlage besitzen, jeder dritte deutsche Immobilienbesitzer mit der Vermietung nichts. Der Grund? Hohe Instandhaltungs- und Verwaltungskosten, die die Mieteinnahmen schlucken. In der Regel fallen nur zwei bis drei Prozent Rendite an. Dabei berief sich die Welt auf eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Für ihre Ergebnisse wertete die Studie Daten aus den Jahren 2002, 2007 und 2012 aus. Das in Berlin ansässige Wirtschaftsinstitut ermittelte sogar, dass 8,5 Prozent der Immobilienanlagen negative Bruttorenditen erwirtschaften. 24,6 Prozent erzielten eine Rendite von null Prozent. Ein Experte betont vor der Welt jedoch, man könne trotz der negativen Ergebnisse der Studie durchaus hervorheben, dass Immobilienanlagen in der Gesamtheit auch während der Finanzkrise stabile Durchschnittsrenditen von jährlich zwei bis drei Prozent erzielen konnten.

➤ Zum Artikel: Immobilien Investment

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