Crowdlending – kreditbasiertes Funding über den Schwarm
Laut einer Studie der Plattform Für-Gründer haben sich im Jahr 2015 die verschiedenen Bereiche der Crowdfinanzierung unterschiedlich dynamisch entwickelt. Dabei geht das per Crowdlending vermittelte Kreditvolumen als eindeutiger Sieger hervor: Im Vergleich zum Vorjahr stieg es deutlich – auf 67 Millionen Euro. Zum Vergleich: Crowdfunding wuchs eher moderat und erreichte knapp 23 Millionen Euro. Crowdinvesting steuerte etwas über 37 Millionen Euro bei, während die Finanzierung über Start-up Investments zwar Volumen zulegte aber die Anzahl der Finanzierungsrunden deutlich zurückgingen.
Was ist anders im Crowdlending?
Für gewöhnlich erwerben Investoren Fonds und Aktien einer Firma, um an ihrem Erfolg teilzuhaben. Allerdings sind Wertpapiere auch immer mit finanziellen Risiken verbunden. Hierzu kommt, dass der Anleger in den seltensten Fällen mitbestimmen kann, in was er letztlich konkret investiert. Zu undurchsichtig sind die Paket-Konstruktionen, zu hoch die tatsächlichen Investitionskosten, zu wenig transparent die Prospekt-Details. Selbst Anlageberater blicken da nicht immer durch. Hier stellt das direkte Investment in Form von Crowdlending eine wesentlich einfachere Art dar, privates Kapital anzulegen. Für Kapitalanleger ergibt sich dabei die Möglichkeit, sich Unternehmen und deren Projekte nach individuellen Gesichtspunkten auszusuchen. Eine bestimmte Region, eine bestimmte Branche, sympathische Unternehmen und Unternehmensziele – all das können ausschlaggebende Punkte bei der Auswahl sein. So können zum Beispiel feste, regionale Allianzen zwischen Mittelstand und Bevölkerung entstehen, von der alle Beteiligten und zudem die Region umfassend profitieren.
Das lending-based Funding durch den Schwarm ist ein Modell des Crowdfunding. In beiden Fällen geht es darum, dass die Crowd (also der Schwarm) über Online-Kreditmarktplätze viele kleinere Beträge investiert – meist in Projekte, Start-ups oder Unternehmen. Während beim Crowdfunding dabei die nicht-monetäre Gegenleistung im Vordergrund steht (wie beispielsweise die Nennung des Namens im Abspann eines mitfinanzierten Films oder persönliche Gegenstände des Künstlers), zielt das Crowdlending auf den monetären Gewinn ab. Das heißt, dass die Investoren zu Anteilseignern werden und ihren Anlagebetrag meistens zuzüglich Zinsen (Fremdkapital) zurückbekommen. Achtung: Crowdlending sollte nicht mit Crowdinvesting verwechselt werden: Hier profitieren die Kleininvestoren, in dem sie Anteile an zukünftigen Gewinnen erhalten. Crowdlending lässt sich folgender Maßen unterteilen:
- Peer-to-Peer-Lending (Person-to-Person-Lending / Peer-to-Peer-Kredit): Es handelt sich bei den Kreditnehmern und bei den Kreditgebern um Privatpersonen.
- Peer-to-Business-Lending (Peer-to-Business-Kredit): Kreditgeber sind Privatpersonen, die Kreditnehmer sind hingegen Unternehmer bzw. um Unternehmen.
Darüber hinaus unterscheidet man ob die Kredite verzinst und unverzinst erfolgen. Zum Social Lending zählen unverzinste Kredite. Dabei steht der Gedanke des Helfens im Mittelpunkt. In diesem Fall hat der Kreditgeber ausschließlich einen Rückzahlungsanspruch.
Privatkredite im Internet – wie funktioniert das?
Über Online-Kreditplattformen können sich Privatleute gegenseitig Geld leihen. Vor allem für Kreditsuchende, die ein unregelmäßiges Einkommen oder ein ungewöhnliches Finanzierungsvorhaben haben, sind diese Plattformen eine Alternative zur klassischen Bank. Der Geldverleih an Privatpersonen kann aus Sicht des Anlegers gerade in Niedrigzinsphasen eine lukrative Alternative zur Geldanlage bei der Bank sein. Außerdem sind Investitionen bereits ab 50 € möglich.
Hat ein Geldgeber nun den Entschluss gefasst, sein Kapital zu einem fest vereinbarten Zins (Fremdkapital) anzulegen muss er sich auf die Suche nach einem Unternehmen oder Projekt machen, welches er durch seine Anlage unterstützen möchte. Eine Übersicht aller Crowdfunding-Plattformen bietet das Internet-Portal crowdfunding.de. Über eine spezielle Suchmaske lassen sich die gewünschten digitalen Marktplätze finden. Der Suchende kann hier auch direkt nach speziellen Crowdlending-Plattformen suchen und damit seinen gewünschten Fokus setzen.
Das richtige Finanzierungsprojekt wählen
In der Regel zielen die Crowdlending-Kreditmarktplätze auf Privatkredite und kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) ab. In welchen Projekten die Investoren ihr Kapital anlegen bleibt ihnen überlassen. So bestimmen sie das Risiko und die Kreditkonditionen nach dem persönlichen Ermessen. Ein potentieller Geldgeber sollte in jedem Fall berücksichtigen, dass er im schlechtesten Fall sein eingesetztes Kapital verliert oder nur teilweise zurückbekommt.
Um Investoren eine Einschätzung zu geben, wie hoch das Risiko einer Investition ist, teilt beispielsweise die Crowdlending-Plattform Unternehmerich.de durch ein externes Rating die Projekte in Risikoklassen ein. Sie stellen die durchschnittlichen Ausfallwahrscheinlichkeiten von Kapitalanlagen für Investoren dar. Unternehmerich orientiert sich bei der Darstellung der Risikoklassen an internationale Standards. Prinzipiell gilt, wie bei allen anderen Plattformen: Je höher die Risikoklasse des Kreditnehmers, desto mehr Rendite darf der Anleger erwarten.
Grundsätzlich müssen der Zinssatz sowie der Zeitraum der Rückzahlung fest vereinbart werden. Für das Unternehmen handelt es sich, bilanztechnisch gesehen, beim gesammelten Geld um Fremdkapital, was im Umkehrschluss heißt, dass der Investor nicht am Unternehmensgewinn beteiligt ist. Ein Beispiel für Crowdlending wäre ein klassisches Darlehen über 3 Jahre mit einer Verzinsung von 7 Prozent p.a. (also pro Jahr).
Transparenz für alle Beteiligten
Das eigene Crowdinvesting, also die Geldanlage im Rahmen einer Crowd, bietet dem Investor die Chance, je nach Art des Projektes, sein Geld sicher und transparent in mittelständische Unternehmen zu investieren. In der Regel erstellt jede Crowdinvesting-Plattform einzelne, übersichtliche Projektseiten zusammen, auf denen sofort ersichtlich ist, welches Unternehmen auf der Suche nach Investoren ist, wer sich hinter der Firma verbirgt, was im Detail das beworbene Projekt umfasst und um welche Art der Investition es sich handelt (Crowdinvesting oder Crowdlending). Schnell und unkompliziert kann so jeder einzelne Investor seinen Teil zur Stärkung des deutschen Rückgrats beitragen. Hier gilt das Motto: Mit Hilfe der Schwarmfinanzierung gemeinsam stark für den Mittelstand.
Für wen ist Crowdlending geeignet?
Die Plattform www.gruenderkueche.de gibt einen Überblick, für wen Crowdlending sinnvoll ist, denn: Aufgrund der begrenzten Kreditbetragshöhen ist diese Finanzierungsform nicht für jeden die richtige Wahl. Kapitalsuchende Kapitalgesellschaften mit Kreditbedarf seit mindestens 2 Jahren von bis zu 150.000 Euro, können auf ein erfolgreiches Projekt hoffen. Einzelunternehmer und Personengesellschafter hingegen können sich (privat) nur bis zu 25.000 Euro leihen. Sollte allerdings die Finanzierung, für die sich Investoren bereit erklärt haben, nicht zu Stande kommen brauchen diese kein Geld zu überweisen.
Crowdlending im Fußball: Fans leihen ihrem Club eine Million Euro
Ein prominentes Crowdlending-Projekt kam Anfang dieses Jahres zustande. Der Berliner Fußballclub Hertha BSC hatte in nur neun Minuten und 23 Sekunden den gesuchten Betrag zusammen. In dieser Zeit hatte der Online-Kreditmarktplatz kapilendo.de eine Million Euro eingesammelt. Der Fall Hertha ist jedoch eine absolute Ausnahme. In der Regel liegen Crowdlending-Kredite im Schnitt bei 100.000 Euro – die Plattformen benötigen dazu mehrere Wochen, bis die Gesamtsumme erreicht ist.
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