Corporate Audit via Businessplan
Soll-Ist-Vergleich nach der Gründung: Gut durchdachte Planung ist das Fundament, auf dem gut laufende Unternehmen aufgebaut werden. Ein Businessplan hilft, die Risiken und Chancen, die sich mit der Gründung ergeben, zu erkennen und in ein vollständiges Konzept einzuarbeiten. Das Eintreffen der geplanten Ereignisse ist natürlich niemals garantiert, denn kein Plan übersteht den Kontakt mit Realität komplett intakt. Vielmehr ist der Businessplan Schätzung und roter Faden, der es dem Existenzgründer erlaubt, das Risiko des Scheiterns größtmöglich zu senken.
Für viele ist nach der Existenzgründung mit dem Businessplan Schluss – er landet in der Schublade. Man hat ja schließlich erfolgreich gegründet. Genau hier verschenken Gründer eine wichtige Chance. Es empfiehlt sich den Businessplan nach der Gründung nochmal vor zu nehmen und mit der Realität zu vergleichen. Aus der Analyse ergeben sich Erkenntnisse, die einem sonst entgehen könnten. Eine Methode ist das Corporate Audit via Businessplan. Dabei wird ein klarer Soll-Ist-Vergleich zwischen Businessplan und Realität erstellt. Damit man keine Details übersieht, kann man das Audit via Businessplan in 3 Ebenen unterteilen.
Operatives Corporate Audit
Anders als beim Schreiben des Businessplans sollte man beim Corporate Audit von fein nach grob arbeiten. Es wird also mit der Dienstleistung bzw. dem Produkt begonnen. Ein guter Businessplan enthält Einschätzungen und Informationen über Kosten, Qualität und nötige Prozesse, um das Produkt zu schaffen. Das sind auch die Faktoren, die du dir beim operativen Audit anschaust.
Kosten:
Hier nimmt man die projizierten Kosten und vergleicht sie direkt mit den tatsächlichen Kosten. Abweichungen sind nicht ungewöhnlich, da der Marktpreis von Material oder anderen direkten Kosten Schwankungen unterliegt. Man sollte prüfen, worin die Ursachen der höheren bzw. niedrigeren Kosten liegen. Unschärfe und Ineffizienz können zu höheren Kosten führen. Diese Probleme weisen auf suboptimal funktionierende Prozesse hin, deren Optimierung zu den obersten Prioritäten eines jeden Gründers zählen sollte.
Produktion:
Dieser Begriff steht für klassische Produktion von Waren. Abstrakter gedacht meint er ebenso die Realisierung von nicht-materiellen Produkten wie Dienstleistungen. Hier ist es wichtig, dass der Prozess genau unter die Lupe genommen wird. Erfüllt er die an ihn gestellten Ansprüche zur vollen Zufriedenheit? Gibt es Engpässe oder Qualitätsprobleme? Wurden Erfahrungen gemacht, die jetzt in den Prozess einfließen sollten? All diese Fragen müssen geklärt und die daraus entstandenen Herausforderungen gemeistert werden. So stellt man sicher, dass die Effizienz nicht auf der Strecke bleibt.
Taktisches Corporate Audit
Ein Corporate Audit auf dem taktischen Level beschäftigt sich mit der Struktur und dem Aufbau des Unternehmens an sich. Hierbei ist wichtig, dass man prüft, inwiefern das Unternehmen einen guten Rahmen für alle Unternehmenstätigkeiten bietet. Während das operative Audit eher harte Faktoren überprüft, kommt es beim taktischen Audit auch auf „weiche“ Faktoren wie Unternehmenskultur an. Der Fokus liegt hier auf den Mitarbeitern.
Personal:
Bevor die weichen Faktoren geprüft werden, muss analysiert werden, ob das beschäftigte Personal zur Verrichtung aller notwendigen Arbeiten ausreicht. Im Businessplan sind Schätzungen von Arbeitsstunden notorisch ungenau. Oft muss der Gründer dann selbst als Lückenbüßer einspringen. Das sollte natürlich bei einem erfolgreich laufenden Startup eher die Ausnahme als die Regel sein. Man muss prüfen, in welchen Bereichen Arbeitskräfte fehlen. Nun kann man entweder neues Personal engagieren oder aus überversorgten Geschäftsbereichen abziehen. Zu viel Personal in einem Bereich ist nämlich genauso schädlich wie zu wenig.
Personalstruktur:
Nach der Sicherstellung des nötigen Personalkontingentes gilt es, die Hierarchien im Unternehmen auf den Prüfstand zu stellen. Bei den meisten Startups sind diese eher flach und modern gestaltet. Häufig ist jeder am Prozess und an Entscheidungen beteiligt. Doch so befreiend das sein kann, ist es nicht immer die beste Lösung. Manche Unternehmensbereiche bedürfen einer klaren Hierarchie, allein schon um Prozesssicherheit herzustellen. Man sollte mit selbstkritischem Blick prüfen, in welchen Bereichen flache und in welchen Bereichen strikte Hierarchien nötig sind.
Unternehmenskultur:
Die Unternehmenskultur ist einer der weichen Faktoren im taktischen Audit. Gemeint sind das Umfeld, die Arbeitsweise und die generelle Stimmung im Unternehmen. Im Businessplan wird die Unternehmenskultur meist in der Zusammenfassung definiert. Neben dem Businessplan sollte man sich fragen, welche Dinge sich seit der Gründung als falsch und richtig erwiesen haben. Dieser Tipp ist nicht zu vernachlässigen, denn eine attraktive Unternehmenskultur sorgt für motivierte Arbeiter und hilft beim Recruiting.
Projektmanagement:
Wie gut funktioniert die Akquise, Organisation, Umsetzung und Kontrolle von Projekten? All diese Fragen sind Stellschrauben, mit denen der Gründer die Effizienz und Erfolgschancen des Startups stark fördern kann. Denn es handelt sich beim Projektmanagement um die Fähigkeit, von höchster Ebene beschlossene Ziele, anzunehmen und umzusetzen. Es ist das Verbindungsstück zwischen den Ebenen Taktisch und Strategisch. Um dafür richtige Daten zu sammeln, kann man den kompletten Weg eines Produktes von der Projektakquise bis zum Abschluss durchspielen. Sowohl im Businessplan vor der Startup Gründung als auch mit den realen Daten nach der Gründung. Alle Abweichungen zwischen den beiden Abläufen liefern wichtigen Überblick für den Effizienzgewinn.
Strategisches Corporate Audit
Das strategische Audit opfert Detailgenauigkeit, um den Gesamtplan im Auge zu behalten. Die Entscheidung zu gründen, Investitionen, Finanzierung und alle sonstigen Gründungsvorgänge gehören in diesen Bereich des Businessplans. Entgegen der verbreiteten Annahme sind diese Daten immer noch sehr wertvoll. Die Gründung an sich ist nämlich nichts anderes als ein Projekt, wenn auch in einer anderen Größenordnung. Die aus dem Businessplan gewonnenen Erkenntnisse erlauben dem Gründer, in Zukunft mit mehr Selbstvertrauen an große Projekte heranzugehen. Es sollte genau analysiert werden, was während der Gründung geschehen ist und wie weit sich das mit den Annahmen aus dem Businessplan deckt.
- Wurden alle Zeitpläne eingehalten?
- Reichte das Kapital für die Investitionen?
- Kamen Investitionen hinzu oder wurden teurer als geplant?
- Kamen neue Herausforderungen hinzu, die nicht bedacht wurden?
- Reichten die Kapitalreserven für die Investitionen?
Dies ist natürlich nur eine Auswahl an Fragen die man sich als Gründer stellen muss. Je nach Branche oder Unternehmen können hier spezielle Anforderungen hinzukommen.
Fazit
Nach der Gründung die Realität gegen die Annahmen aufzuwiegen, mag manchem Gründer als unnötiger Zeitfresser vorkommen, ist allerdings sehr wichtig. Die Erkenntnisse, die sich aus einem solchen Vergleich ergeben sind unbezahlbar, denn es handelt sich um ganz individuelle Erfahrungen. Diese auf das Unternehmen geeichten Erfahrungen können in Zukunft alle großen und kleinen Ziele des Unternehmens positiv beeinflussen. Mittelfristig wird der Gewinn an Effizienz und Qualität im Betriebsablauf die Investition in ein Corporate Audit via Businessplan mehr als aufwiegen.
Wer sich kontinuierlich und anhand harter Daten verbessern möchte, sollte für die nähere Zukunft des Unternehmens einen neuen Businessplan verfassen. Dieser stellt, aufgrund der gewonnen Daten, die Ziele und die Maßnahmen der kommenden Quartale dar. Nach Ablauf kann er wieder auf die gleiche Art ausgewertet werden. Denn Vertrauen ist gut, doch Controlling ist besser.
Autorenbeschreibung:
Julius Pankoke ist Content Contributor und Startup-Enthusiast. Seine Spezialgebiete sind Entrepreneurship, Business Development und Digitales Marketing. Er schreibt und liest gern gute Blogartikel. Bei SmartBusinessPlan hilft er Gründern exzellente Businesspläne zu schreiben.
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